Meine kühne Aussage erinnert ein bisschen an das Buch „Jedes Kind ist hochbegabt“ von Gerald Hüther. Mit diesem Gedanken möchte ich in einen kreativen Dialog einsteigen und auf Beobachtungen zurückgreifen, die ich in den letzten Jahrzehnten mit Menschen machte.
Beginne ich am Anfang eines Menschenleben, wissen wir das Babys ihre Welt mit allen Sinnen entdecken und offen sind für alles NEUE. Sie beherbergen ein immenses Potential und tragen vom ersten Tag an die Voraussetzung IN SICH empathisch zu reagieren. Die biologische Voraussetzung für Empathie sind bestimmte Nervenzellen im Gehirn. Die Biologen Vittorio Gallese und Giacomo Rizzolatti an der Universität in Parma entdeckt 1995 die Spiegelneuronen. Sie gehören von Geburt an zur Grundausstattung unseres Gehirns und Spiegelungen sind für das Neugeborene ein emotionales Grundbedürfnis.
Ausgehend davon, das die Natur uns Menschen wohl bewusst mit einer gewissen Form von Fühligkeit und Sensibilität ausstatte, stellt sich mir die Frage, warum wir diese natürliche Anlage im Lauf eines Lebens unter Umständen suboptimal ausbilden, schwächen, un- oder bewusst scheinbar verlieren.
Braucht es ein neues Verständnis für unzählige menschliche Gaben, die uns die Natur im Kern unseres DASEIN schenkte? Gaben oder anders ausgedrückt Potentiale warten darauf sich im Leben entfalten zu dürfen.
Ähnlich wie ein Same der in die Erde gelegt wurde, benötigt er spezifische Bedingungen, damit sich aus ihm z.B. eine Pflanze entwickelt.
Welche Bedingungen braucht also der Mensch, um seine Kernpotentiale zu entwickeln damit sie nicht verkümmern? An dieser Stelle möchte ich den Bogen spannen zu Gerald Hüther und den Begabungen, die neurowissenschaftlich erforscht sind.
Wenn wir Hochsensibilität und Hochsensitivität als Begabung verstehen, als Potential das gefördert wurde, lädt uns dieser Gedanke zu ganz neuen Dialogen ein.
Weltweit folgen ganz wenige Naturvölker diesen natürlichen Begabungen intuitiv und eingebettet im Einklang mit der Natur. Sie zeigen nicht die typischen neurotischen Auffälligkeiten unserer modernen, zivilisierten Bevölkerung.
Verfolgen wir den roten Faden der Evolution und Zivilisation der Menschheit, befindet sich in meinem Verständnis dort die Bruchstelle. Durch Kultur, Erziehung, Bildung, Macht und Druck und vielen anderen Einflüssen kommt es zu Wechselwirkungen die sich entweder förderlich oder hemmend auf die Ausbildung des Potentials auswirken.
Zivilisation und Fortschritt forderten andere Fähigkeiten, als die jener Naturvölker die nie mit dem „weißen Mann“ in Berührung kamen. Und natürlich wurden diese Fähigkeiten vorherrschend fokussiert, um in dieser klar zu kommen.
Meiner Ansicht nach verlor ein Großteil der Menschheit den bewussten Zugang zu einer Ressource, einem Kernpotential das jeder in sich trägt. Könnte es nicht sein, das es darauf wartet wiederendeckt zu werden?
Warum fallen gerade heute besonders Menschen auf, die ihren Zugang zur Sensibilität und Sensitivität nicht verloren haben? Das wir sie als Hochsensibel bezeichnen, macht deutlich, wie weit wir uns von UNS SELBST entfremdet haben und natürliche Gaben, Begabungen, Potentiale brach liegen.
Schauen wir uns Bedingungen an, unter denen Kinder sowohl gegenwärtig und in vergangenen Jahrzehnten aufwuchsen, passt vieles nicht zusammen. Unserer Gesellschaft mangelt es an einem Bewusstsein, das sich nicht nur an Leistung, Erfolg, guten Zensuren und Wissen orientiert.
Mit diesem Fokus bringen wir es möglicherweise wissenschaftlich und wirtschaftlich weit. Was ist der Preis aber für all das? Jeder Nutzen hat seinen Kosten! Können wir uns als Gesellschaft den Verlust natürlicher, verlässlicher Intuition, Empathie und Sensibilität leisten?
Benötigt nicht gerade JETZT unsere Menschheit mehr Fingerspitzengefühl und Menschen die noch einen Zugang zu ihrem innewohnenden Potential haben. In all den vielen Jahrzehnten mit denen ich es mit Menschen zu tun hatte, beobachtete ich immer wieder, das sobald sich die Rahmenbedingungen des Menschen ändern, sich seine Sensibilität in diversen Lebensbereichen verwandelte.
Was wäre wenn…
- wir aufhören Hochsensibilität und Sensitivität als etwas BESONDERES herauszustellen?
- wir diesen Hype darum vernachlässigen und aufhören damit ein Geschäft zu machen?
- wir davon absehen ständig neue Nischen, neue Schubladen um diese Wesenszüge zu kreieren?
- wir endlich Schluss damit machen uns zu vergleichen?
Etwas ANDERS zu sein, heißt nicht besser zu SEIN, als der ANDERE. Schnell suggerieren wir sonst indirekt diesen Menschen, das sie weniger wert sind, weniger sensibel und sensitiv sind.
Was, wenn wir erkenne das ALLES IN UNS möglich ist, sofern WIR die notwendigen Bedingungen dafür schaffen. Über was unterhalten WIR uns dann? Welche Fragen stellen WIR uns und der Gesellschaft, den Kulturen? Die Welt konstruktiv zu verändern, heißt für mich anzuerkennen das in jedem von UNS Potentiale stecken, inklusive das Kernpotential der Sensibilität. Hochsensibilität ist meinem Verständnis die Folge der Schulung meines Potentials durch Bedingungen die förderlich waren.
Ganz ehrlich… wir maßen uns als Menschen an, das komplexe Zusammenspiel der Faktoren zu durchschauen, warum der eine Hochsensibel ist und ein anderer nicht. Kreieren zig verschiedene Meinungen, behaupten was unbewiesen ist und vergessen damit für mich die wichtigste aller Fragen.
Wie erkenne ICH dieses Potential der HochSENSIBILITÄT und lerne es zu PFLEGEN, zu SCHULEN und damit SINNvoll in meinem Leben agieren und FRIEDLICH zu LEBEN, ohne mich über andere Menschen zu erheben.
Hallo Beate,
ich stimme mit dir darin überein, dass HSP eine angeborene Eigenschaft ist, die jeder Mensch hat und empfehle jedem/r diese innere Fähigkeit wiederzuentdecken oder weiterzuentwickeln. Deine Ratschläge für HSP/HSS sind ebenfalls sehr hilfreich.
Meine These ist mittlerweile ebenfalls, dass jeder Mensch hochsensibel zur Welt kommt. Doch den meisten Menschen werden schon sehr frueh die feinen und langen Antennen geknickt, oder gar abgebrochen. ‚ Hochsensible ‚ hatte moeglicherweise am Anfang gute Bedingungen, so dass mehr Sinnesgenauigkeit und Sensitivitaet erhalten bleibt. Die ‚ Panzerung ‚ ist nicht so dick, wie allgemein.