Ein Reiz – Zwei oder mehr Sinne
Das Wort Synästhesie ist abgeleitet von den altgriechischen Wörtern syn (= zusammen) und aisthesis (= Empfinden) und ist das Resultat einer spezifischen Vernetzung im Gehirn, die relativ selten vorkommt. Der zusätzliche Kanal der Wahrnehmung ermöglicht es dem Synästhet z.B. Buchstaben zu Sehen und gleichzeitig zu Fühlen, oder Worte zu Schmecken. Musik und Töne in bunten Farben zu Sehen, sogenanntes „Farbenhören“, aber auch Menschen, Emotionen, Berührungen und Zeiteinheiten wie Wochentage oder Monate können Farbeindrücke auslösen. Zeiteinheiten können auch in Form einer geometrischen Anordnung im Raum wahrgenommen werden, und der Geschmack von Nüssen kann eine bestimmte Form- oder Geräuschwahrnehmung hervorrufen. Jeder Synästhet scheint seine einzigartigen synästhetischen Erfahrungen zu haben.
Aufgrund der familiären Häufung wird Erblichkeit angenommen.
Die Universitäten in Zürich und Bern forschen an dieser seltenen Fähigkeit und die Universität Düsseldorf stellt einen kostenlosen Online-Test zur Verfügung.
Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Phänomene gehäuft bei Synästhetikern vorkommen. Dazu gehören Hochbegabung und erhöhte Kreativität ebenso wie Geräuschsensibilität und Aufmerksamkeitsstörungen.
Man kann drei Synästhesie-Formen unterscheiden
Genuine Synästhesie sind alle Arten von Synästhesie, bei denen eine äußere Wahrnehmung unwillkürlich eine synästhetische Wahrnehmung auslöst. Das charakteristische an dieser angeborenen (genuinen) Synästhesie besteht in der Unveränderlichkeit des jeweiligen synästhetischen Eindrucks (ein Trompetenton z.B. geht immer mit einen blauen runden Eindruck einher).
Gefühlssynästhesie ist eine Unterform der genuinen Synästhesie. Hier lösen Gefühle bei einigen Synästhetikern Wahrnehmungen aus, z.B. Farbensehen. Gefühlssynästhetiker bilden z.B. auf dem zweiten inneren „Bildschirm“ nicht den semantischen Inhalt aus einem anderen Sinneskanal ab, sondern vielmehr die dabei mitlaufenden eigenen emotionellen Gefühlszustände. Gefühlssynästhetische Wahrnehmungen unterliegen einer gewissen Varianz, denn ebenso wie die beteiligten Emotionen können sie nicht genau gleich reproduziert werden. Bei einigen genuinen synästhetischen Wahrnehmungen ist dies ebenfalls beobachtbar. So wird z.B. beim Farbenhören der Grundcharakter der Wahrnehmung von Musik zwar gleich bleiben (z.B. die Grundfarbnuance oder die taktile Beschaffenheit des Instrumentenklangs), aber ein Klang aus unterschiedlichen Quellen (verrauschtes Kofferradio versus HiFi-Anlage) ruft möglicherweise entsprechend unterschiedliche Wahrnehmungen hervor.
Metaphorische Synästhesie ist ein wissenschaftlich noch nicht gut erforschtes assoziatives Phänomen, das bei jedem Menschen auftreten kann, bei dem Gefühlszustände mit zugeordneten imaginierten Wahrnehmungen einhergehen.
… und was ist Synästhesie nicht?
Synästhesie ist keine Erkrankung, keine Halluzination oder Einbildung und nach aktuellem Wissensstand auch keine starke Assoziation.
Eine Seite von und für Synästhetiker findet man hier: www.synaesthesia.com